Photovoltaik

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Aktuelle Perspektiven der Photovoltaik

Wie wird Solarstrom im Jahr 2014 genutzt – Eine Einschätzung

von Jörg Sutter

Das neue Jahr hat begonnen und es stellt sich für alle die Frage: Wohin geht der Weg in diesem Jahr? Insbesondere für alle, die sich mit Sonnenstrom beschäftigen, ist das eine spannende Frage. Wir möchte daher an dieser Stelle einmal versuchen, einige aktuelle Trends und Perspektiven zu beschreiben. Es soll jedoch betont werden, dass dies persönliche Einschätzungen des Autors und keine abgestimmten Verbandsmeinungen darstellen.

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Bild 1: PV-Anlage mit Ost-West-Ausrichtung. Kommt die Südausrichtung zurück? © Bild: Jörg Sutter

Das neue Jahr hat begonnen und es stellt sich für alle die Frage: Wohin geht der Weg in diesem Jahr? Insbesondere für alle, die sich mit Sonnenstrom beschäftigen, ist das eine spannende Frage. Wir möchte daher an dieser Stelle einmal versuchen, einige aktuelle Trends und Perspektiven zu beschreiben. Es soll jedoch betont werden, dass dies persönliche Einschätzungen des Autors und keine abgestimmten Verbandsmeinungen darstellen.

Marktentwicklung

Im vergangenen Jahr 2013 wurden nach aktuellen Zahlen nur rund 3,4 GW Photovoltaik-Leistung in Deutschland zugebaut, das entspricht einer Halbierung gegenüber 2012. Zahlreiche Insolvenzen waren die Folge. Zudem haben viele weitere Unternehmen die PV-Branche verlassen, weil sie hier keine Perspektive mehr sahen. Kleinere Komponentenhersteller verkraften den Kostendruck der Branche nicht. Auch für kleine Handwerksbetriebe steht der Beratungsaufwand beim Kunden nicht mehr im Verhältnis zum Ertrag, der mit dem Verkauf einer PV-Anlage zu erwirtschaften ist. So wurden im 2. Halbjahr 2013 lediglich 200 bis 300 MW an monatlicher Neuinstallation realisiert, in dieser Größenordnung könnte sich die Marktentwicklung fortsetzen.

Freiland nur noch in Einzelfällen.

In diesem Jahr werden in Deutschland wohl nur noch wenige PV-Freilandanlagen gebaut werden. Hintergrund ist die abgesenkte Einspeisevergütung, die inzwischen für dieses Segment eine Einspeisevergütung unter 10 Cent/kWh bietet. Damit kann bei den derzeitigen Anlagenkosten kaum ein Projekt wirtschaftlich realisiert werden. Bei diesen Anlagen kann üblicherweise (außer in direkter Nachbarschaft zu Gewerbegebäuden) auch kein Eigenverbrauch verwirklicht werden.

Kleine Dachanlagen sind rentabel

Aufgrund der weiter steigenden Strompreise für Haushaltskunden sind private Hausanlagen im Bereich von 2 bis 10 kWp weiter meist wirtschaftlich spannend. In diesem Segment wird die Beratung jedoch immer aufwendiger: Neben der Dachbelegung durch die PV und der Auswahl der Anlagentechnik sind jetzt auch der Eigenverbrauchsanteil und Batteriespeicher ein Thema.

Große Dachanlagen – komplex, aber spannend

Für viele Gewerbebetriebe stehen Energieeffizienz und Energiekosten in diesem Jahr auf der Agenda. Auch steht für viele Betriebe die Zertifizierung nach DIN ISO 15001 (Energiemanagementsysteme) ins Haus, um weiter von Kosten- und Steuervorteilen zu profitieren. Damit werden Prozesse auf den Prüfstand gestellt, die Energiekosten analysiert und Alternativen – eine davon ist die eigene PV-Anlage – bewertet und umgesetzt. PV-Strom ist hier inzwischen meist günstiger als der Netzbezug – eine Investition in solch eine Anlage also eine Stromkostenbremse für die Zukunft.

Speicher noch nicht wirtschaftlich

Auch bei weiteren Preissenkungen von Batteriespeichern werden diese – auch unter Zuhilfenahme der Speicherförderung der KfW – kaum wirtschaftlich betreibbar sein.

Trotzdem wird dieses Thema hinsichtlich der Erhöhung von Eigenverbrauch und Autarkie bei den nicht-wirtschaftlichen Argumenten weiter positiv vermarktet werden.

Dünnschicht und kristallin

Die Anlagen, die mit Dünnschicht-Modulen errichtet wurden, waren auch im vergangenen Jahr in der Minderheit. In der näheren Zukunft sieht es wohl so aus, als würden die kristallinen Module die Nase vorne behalten. Die optimistische Voraussage von vor einigen Jahren, dass die Dünnschicht einen Kostenvorteil in die Zukunft tragen kann, hat sich nicht bewahrheitet.

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Bild 2: Die Eigennutzung des Solarstroms bestimmt neue Solarprojekte wie bei diesem Kindergarten in Baden-Württemberg © Bild: Jörg Sutter

50,2 Umrüstung und 90 %-Vergütungsgrenze des EEG

In vielen Regionen sind die technischen Umrüstungen nach der 50,2-Hz-Systemverordnung inzwischen für Großanlagen abgeschlossen. In den kommenden Monaten werden auch die Anlagen unter 100 kWp folgen. Diese bundesweite Umrüstungsmaßnahme soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein. Seit dem 1. Januar muss es auch allen Anlagenbetreibern mit mehr als 10 kWp Modulleistung klar sein, dass bei diesen Anlagen nach EEG nur 90 % des Stromertrages nach EEG vergütet werden. Darüber wurde in den vergangenen Monaten so viel geschrieben, dass es eigentlich niemand entgangen sein kann. Ich bin gespannt.

Mieten statt kaufen

In den vergangenen Monaten wurden Finanzierungsmodelle wie das „PV-Mieten“ der DGS Franken stark nachgefragt. Diese neuen Finanzierungsmodelle werden sich weiter durchsetzen. Das ist nicht so einfach wie frühere einfache Pachtverträge, aber aus wirtschaftlichen Gründen sind neue Anlagen oftmals nicht anders realisierbar.

Rückkehr der Südausrichtung

In den vergangenen Monaten haben nahezu alle Anbieter von Unterkonstruktionen neben den neuen Anforderungen der DIBT-Zertifizierung auch neue Produkte zur Ost-West-Ausrichtung von PV-Modulen auf den Markt gebracht. Diese Systeme haben den Vorteil, dass die Dachfläche besser ausgenutzt wird und die PV-Anlage einen geglätteten Tagesverlauf der Stromerzeugung liefert.

Doch schon heute wird wieder vieles anders betrachtet: Soll eine Anlage in der Planungsphase wirtschaftlich optimiert werden, so steht nicht mehr die maximale Größe, sondern ein möglichst hoher Eigenverbrauch im Vordergrund. Wenn dann nicht mehr 200 kWp, sondern nur 100 kWp auf die Dachfläche gebracht werden sollen, dann kann wieder (wie früher) eine Südausrichtung realisiert werden.

EEG-Novellierung

Auch in diesem Jahr steht uns nach den politischen Ankündigung wieder eine EEG-Novellierung bevor. Nachdem die Photovoltaik aber in den politisch gewollten Korridor zwischen 2,5 bis 3,5 GW jährlichen Zubau zurückgedrängt wurde, ist zu erwarten, dass die Politik vorrangig Änderungen bei anderen Technologien vornimmt. Insbesondere die Onshore-Windkraft kann die Absichten des Koalitionsvertrages nur mit einem Markteinbruch umsetzen.

Und der Kunde ?

Nennenswerte Kostensenkungen sind bei der PV in den kommenden Monaten kaum zu erwarten. Für den Kunden sollten daher die Anlagenqualität, gute Planung und Umsetzung und die optimale Anlagenauslegung nach seinen Wünschen im Mittelpunkt stehen. Der Kunde kann dann seine PV-Anlage als Instrument gegen zukünftige Stromkostensteigerungen einsetzen. Und jede neue PV-Anlage erzeugt auch einen Umweltvorteil, wenn auch dieses Argument in den vergangenen Monaten meist in den Hintergrund getreten ist.

Energiewende

Nicht nur in den Sonntagsreden der Politiker muss die Photovoltaik in den Gesamtkontext der Energiewende eingebunden werden. Eine Herkulesaufgabe wird in diesem Jahr sein, 18 verschiedene Varianten der Energiewende – von Bund, Brüssel und den 16 Bundesländern – in einen Guss zu pressen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Auf weitere Fragen zum Netzausbau, der zukünftigen Versorgungssicherheit (ohne Zubau weiterer konventioneller Kraftwerke) und der Kostenentwicklung müssen gefunden werden.

Fehlen Ihnen wichtige Aspekte? Stimmen Sie zu oder haben Sie andere Argumente? Der Autor freut sich über eine Email zum Meinungsaustausch.

Jörg Sutter
Vizepräsident der DGS e.V.
sutter@dgs.de

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